Dass die Astronomie zeitaufwändig ist, wußte ich von Anfang an, dass aber die Fotografie des Sternenhimmels so mühsam wird, damit habe ich nicht gerechnet!


Ich geb´s auf, ich bin total frustriert...

...das dachte ich mir vergangene Nacht in meiner Sternwarte und ich bin auch heute nach ein paar Stunden Schlaf noch nicht viel besser "drauf".


Ich bin berufsbedingt eigentlich mit einer sehr hohen Frustrationstoleranz ausgestattet, was mir aber in den letzten sechs Monaten aus astronomischer Sicht wiederfahren ist, halte ich nicht mehr aus:

Ich habe mein vor 2 Jahren erworbenes MCU Update anfang des Jahres in meine EQ-6 eingebaut, die ich zuvor noch neu lagerte, fettete, justierte und mit neuen SKF-Lagern ausstattete.

Es stellte sich recht schnell ein Erfolg ein, der periodische Fehler reduzierte sich um die Hälfte von ±35' auf ±17'. Nun begann die Feinabstimmung, ich wollte ja schlußendlich mit dieser Montierung fotografisch tätig sein. Dabei habe ich sporadisch mit Datenverlusten ("PEC not OK") zu kämpfen, die ich aber, so glaubte ich, nach einer Vielzahl von Verbesserungen ausmerzen konnte:


Dies ging die letzten 3 Monate auch gut, jedes Mal wenn ich in meiner Sternwarte war, verband ich zu allererst das Notebook mit der EQ-6 und prüfte den Zustand der PEC Tabelle im MCU. Ich erhielt ständig die Meldung "PEC State OK" und war zufrieden.

Ich optimierte weiterhin mein Equipment, versuchte verschiedenste Setups mit Leitrohr, Balance und optimierter PEC-Tabelle. Ich vermaß den ständig kleiner werdenden periodischen Fehler und war schließlich bei autogeguideten ±3" angelangt.



Gestern und heute nahm ich mir extra Urlaub, um endgültig mein finales Setup für die Astrofotografie zu erstellen. Ich stellte mich auf zwei sehr lange, aber auch erfolgreiche Nächte ein und freute mich schon darauf.


In der ersten Nacht versuchte ich mich fotografisch am Hantelnebel und war enttäuscht über des sehr schlechte Ergebnis mit dem Autoguider. Egal, was ich machte, nach spätestens einer Minute verlor der Guider den Stern und schaukelte sich auf, so dass ich den Guidingvorgang ständig abbrechen musste. Ich machte aus diesem Grunde nur 60 Sekunden lange Belichtungen, von denen ich mehr als die Hälfte löschen musste, da ich starke Strichspuren erkennen konnte.

Gestern begann ich in der Dämmerung mit den Justagearbeiten (Leitrohr einstellen, Sucher justieren, Software prüfen und vorbereiten  usw.), um bei Dunkelheit mehr Zeit und Ruhe zum Fotografieren zu haben.
Aber egal, was ich machte, die Situation verbesserte sich nicht, der Leitstern lief nach einiger Zeit davon.

Nach ca. 4 Stunden wußte ich nicht mehr weiter und begann ohne rechte Motivation mit ASPECT die PEC Tabelle zu untersuchen. (Ich guidete immer mit eingeschaltetem PEC, da ich ohne viel schlechterere Ergebnisse erzielt hatte.) Ich verglich also die PEC-Tabelle aus dem MCU mit der zuletzt gespeicherten und mußte feststellen, daß sie nicht übereinstimmten! Der PEC State war aber immer noch OK.  
Ich lud die letzte gesicherte PEC-Tabelle von der Festplatte in das MCU-Update und wollte einen neuen Guidingversuch starten. Allerdings hörte ich das Relais bei 40x nicht mehr schalten, das ist für mich immer ein sicheres Zeichen, dass das MCU abgestürtzt ist. Ich schaltete die Steuerung mit der Handsteuerbox aus und ein (mit ein paar Sekunden Pause dazwischen) trotzdem hörte ich das Relais nicht schalten. Ich wiederholte den Vorgang noch einmal, leider ohne Erfolg. Nun schaltete das Relais zwar wieder, aber das MCU erlitt einen Datenverlust:


Das ist nun der Stand der Dinge, seit ich den Deckel meiner Sternwarte geschlossen habe.



Ich bin für mich an einem Punkt  angelangt, wo ich entscheiden muß, wie ich mit meinem Hobby weitermachen möchte.

Ich sehe im Moment keine Lösung mit meinem aktuellen Equipment, wobei ich hier ausdrücklich niemanden einen Vorwurf machen möchte! Ich habe bei meiner Montierung offensichtlich Pech beim Zusammenspiel der  Komponenten. Andererseits erwarte ich mir aber auch (oder gerade) bei meinem Hobby eine gewisse Zuverlässigkeit, ich möchte damit entspannt fotografieren können und nicht ständig im Hinterkopf den Gedanken haben, dass wieder einmal die Technik ausfällt.

Gestern war ich in meinem Frust sogar soweit, dass ich daran dachte, meine gesamte Montierung zu verkaufen und mir nach einigen Jahren des Sparens wieder eine neue und zuverlässigere zu kaufen. Der andere Gedanke war, das MCU Update samt den Motoren durch eine andere Lösung zu ersetzen und das ganze in eine (noch ungeplante) kleinere Selbstbaumontierung einzubauen.

Danke an alle, die bis hier her gelesen haben und meinen Sermon über sich ergehen lassen haben, aber ich mußte mir einfach mal meinen Frust von der Seele schreiben. Nun geht es mit - etwas - besser.




Seggauberg, am 17. August 2007

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© 2007 Armin P. Pressler