Mein zweiter Jupiter & mein zweiter Saturn - 1 Tag vor Vollmond (12.05.2006 | C10N)

Nach einer sehr langen Wartezeit hatte ich endlich wieder Zeit und Muße, um mit meinem großen Teleskop in den dunklen Himmel zu blicken.
Dunkel? Natürlich nicht!
Es gibt eine alte Hobby-Astronomen-Weisheit, die sagt, dass immer, wenn man Zeit zum "Spechteln" hat, entweder schlechtes Wetter oder Vollmond oder wie in meinem Falle beides vorherrscht.

Mir blieb keine andere Wahl, ich packte meinen ganzen Krempel, der in meinem Aufbewahrungsraum lagerte, und stellte alles am Balkon auf. Die EQ-6 samt Stahlrohrstativ, das 10" Newton Teleskop, den Campingtisch und den passenden Sessel dazu. Später kamen noch der Okularkoffer und der Notebookkoffer hinzu. Alles wurde aufgebaut und zusammengestöpselt, der Tubuskühler lief auf Hochtouren, dabei riskierte ich immer wieder einen Blick zum Himmel.
Meine Freundin  zeigte mir dabei immer wieder die schönsten Cirrusformationen - das konnte ja heiter werden!

Während der astronomischen Dämmerung machte ich die letzten Checks mit meiner WebCam, legte die passenden Okulare (12 mm ED und Zoom 8-20mm) zurecht und baute die zwei Barlowlinsen (2" 2fach und 1,25 2fach) mit einigen Distanzhülsen zusammen.
Dabei hatte immer wieder einen kurzer Blick nach oben riskiert - na ja, das Wetter blieb durchwachsen...

Nach einer kleinen Aufwärmpause wurde es um 22:00 Uhr endlich finster und ich begann den Saturn zu suchen. Der Planet war um diese Zeit schon so weit westlich genau über das Dach vom Nachbarhaus gewandert und nur noch knapp von meinem Balkon aus sichtbar.
Da ich noch einen "Frühlingssaturn" ergattern wollte, musste ich mich also beeilen, bevor er endgültig hinter Haus und Hof verschwand.

Zuerst sah ich ihn mir visuell mit dem 12mm und dem Zoom Okular an, es war ein prachtvoller Anblick für mich - trotz des sehr schlechten Seeings. Ich konnte erstmalig die Cassiniteilung umlaufend sehen, das war mit meinem MTO 1000/10 von der Balkonsternwarte aus bis jetzt unmöglich gewesen! Es war auch eine interessante Erfahrung für mich, dass mein Auge wirklich nur die Momente, wo der Planet scharf und relativ ruhig zu sehen war, wahrnahm und das Gehirn alles andere ausblendete.

Seeing SaturnSeeing bei Saturn (10 Frames)

Bevor Saturn mir endgültig entfleuchte, steckte ich noch die WebCam in den Okularauszug. Das Scharfstellen war ohne Scheinerblende, die ich vor lauter Aufregung einfach vergessen hatte, eine Tortur.
Schlussendlich konnte ich doch noch 4 zweiminütige Filme auf die Harddisk bannen.
Leider ist das fotografische Ergebnis bei weitem nicht so spektakulär wie der visuelle Eindruck, andererseits bin ich doch zu frieden, was ich in den letzten beiden Tagen noch aus dem Rohmaterial herausholen konnte:

Saturn No 2Mein zweiter Saturn (der erste mit dem C10N)                        



Zum Vergleich: Mein 1. Saturn mit dem MTO 1000/10 vom 06.02.2006, ebenfalls entlang einer Hausmauer tief im Osten aufgenommen.

Mein 1. SaturnMein 1. Saturn (MTO 1000/10)




Leider wurde das Seeing schlechter, vor allem ging nach einiger Zeit der Mond auf! Zuvor stand er sehr tief und wurde von einem großen Baum auf Nachbars Gründstück komplett verdeckt, jetzt illuminierte er beinahe den gesamten Himmel und warf schon einen "schönen" Schatten auf den Terrassenboden!


Saturn war ums Eck gezogen, nun konzentrierte ich mich auf Jupiter, der wohl weniger als 10° (geschätzt, mit der langen Kante vom Kosmos Himmelsjahr 2006) über der "Leuchtboje" namens Mond hing.


Jupiter war, obwohl er größer als Saturn ist, schwerer zu bändigen. Visuell in beiden oben genannten Okularen war er wunderschön anzusehen, die zwei Bänder mit den Verwirbelungen am Rand  waren im Okular sehr schön zu erkennen,  ebenso die etwas dunkleren polseitigen Schichten. Die vier sichtbaren Monde Europe, Io, Ganymed und Kallisto waren gleich einer Perlenschnur angeordnet.

Mir wurde etwas kalt, so dass ich beschloss, Jupiter ebenfalls mit der WebCam abzulichten, um danach die Beobachtunsnacht zu einem schönen Ende zu bringen. Da die Kontraste bei Jupiter nicht so stark ausgeprägt sind wie die vom Saturn(ring) und ich die Scheinerblende noch immer auf der Gartenbank vergessen hatte,  wurde mir beim Scharfstellen regelrecht warm ums Herz.

Das Seeing wurde nicht besser, die Wetterlage leider auch nicht:

Seeing vom JupiterSeeing bei Jupiter (10 Frames)

Beim fotografischen Ergebnis gilt das Gleiche wie schon beim Saturn beschrieben (2 Tage Arbeit mit Giotto, PS CS1, 1 Pkg. Soletti und 1 Tafel Schokolade), allerdings war ich dann doch enttäuscht , als ich die Ergebnisse auf dem astrotreff.de mit  kleineren Optiken (allerdings waren auch Refraktoren, APOs dabei) sah.

Mein 2. JupiterMein zweiter Jupiter (der erste mit dem C10N)


Aber O.K., das Seeing war schlecht, der Mond schien helle und es war erst das zweite Mal :-)




Frohnleiten, am 17. Mai 2006 

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© 2005 Armin P. Pressler