Thermografisches Verhalten eines 10" Newton-Teleskops

(März 2006) Ich hatte das Glück, dass ich kurzfristig mit einer Thermografie-Kamera ein paar Aufnahmen machen konnte.

Dabei untersuchte ich das Auskühlverhalten eines 10" / f4,8 Newtons (Celestron C10N). 

Bei thermografischen Untersuchungen ist für genaue Messungen der so genannte Emissionsfaktor (schwarzer Körper absorbiert sämtliche Strahlung, Faktor = 1) sehr wichtig. Man kann ihn auch mit einer Ersatz- bzw. Differenzmessung an einem bekannten Objekt (z.B. schwarzes Isolierband) bestimmen, allerdings war die Zeit zu knapp und meine Erfahrungen mit der Thermografie zu gering. Aus diesem Grund verwendete ich einen Näherungswert von K=0,87 aus der Tabelle des Handbuchs der Kamera.

Der Tubus meines Newtons ist hochglanzpoliert, daher musste ich aufpassen, dass nicht meine eigene Körperwärme reflektiert wurde und es so zu Verfälschungen der Messung kam. 

Die Reflektion von anderen Wärmequellen am zu messenden Objekt ist nicht zu unterschätzen, daher ist es meiner Meinung nach auch unmöglich, den Hauptspiegel (bzw. jeden Spiegel) thermografisch zu vermessen.

Aufnahmen mit einer Thermografie-Kamera können nur Oberflächen eines Objektes darstellen. Thermokameras besitzen keine "Röntgenfunktion" und können daher nicht durch Werkstoffe hindurch sehen.

Links zu den Reports:

C10N unmittelbar nach dem Transport ins Freie (Tubus von Vorne)

C10N unmittelbar nach dem Transport ins Freie (Tubus von der Seite)

C10N nach 30 Minuten Abkühlzeit (Tubus von der Seite)

C10N nach 60 Minuten Abkühlzeit (Tubus von der Seite)

C10N Auskühlverhalten nach Handabdruck (Tubus von Vorne)

Zusammenfassung und Erkenntnisse:

Eigentlich zeigen diese Aufnahmen nichts Neues für den engagierten Amateur-Astronomen. Jeder weiß, dass ein Optiksystem (egal ob Reflektor oder Refraktor) sehr temperaturabhängig ist. Daher muss sich auch jeder mit einer mehr oder weniger langen Auskühlzeit auseinandersetzen. 

Andererseits ist es auch interessant zu dokumentieren, wie sich eine warme Hand am OTA oder ein unausgekühlter Tubus thermografisch verhalten.

Ich persönlich meine, dass das Temperaturverhalten eines Teleskops, genau wie die Dejustage der Optik, die Güte der Okulare, die körperliche Verfassung und die Erfahrung des Beobachters, aber auch das Seeing, die Transparenz und die Lichtverschmutzung des Beobachtungsortes einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Qualität der Beobachtung haben kann. 

Diese Umstände sollte man ebenfalls bei den oftmals sehr emotional geführten Diskussionen zur "Gurkenproblematik" bedenken!

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© 2006 Armin P. Pressler