Montierung Astro-3 (LidlScope) Service und Justage

(September 2005) Erst beim dritten Anlauf schaffte ich es, mich mit meiner bis dahin ungeliebten Astro-3 (Lidlscope) Montierung zu versöhnen. 

 

Als ich mein LidlScope erstand, war ich enttäuscht, wie wackelig die Montierung eigentlich war. Möglicherweise waren meine Erwartungen zu hoch, da man immer wieder im Web lesen konnte "kaufe das LidlScope, das ist ideal für Einsteiger, sogar eine gute Montierung ist dabei". Gleich darauf versuchte ich, ermutigt durch diverse Lidl-Tuning Seiten im Internet, auch meine Montierung zu verbessern. Da ich davon ausging, alle Achs- und Zahnflankenspiele eliminieren zu müssen, benötigte ich drei Anläufe dafür.

 

Nach dem Entfetten sah die Sache so aus:

Asro-3 Montierung zerlegtAsro-3 Montierung zerlegt

 

Beim ersten Versuch vor mehr als einem Jahr gab ich total frustriert auf, vor allem auch weil ich mir beim Zerlegen und Reinigen die Reihenfolge, welche Distanzscheiben wo eingebaut werden müssen nicht notierte!

 

Der zweite Versuch war ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt, einige Zeit später kaufte ich mir eine gebrauchte EQ-6 (wohl wieder eine "Bastelmontierung"). Nun warte ich schon sehnsüchtig auf mein neues Teleskop, leider verzögert sich die Lieferung. Daher versuchte ich mich noch einmal an der Astro-3. Es wäre ja gelacht, wenn ich diese Montierung nicht "bändigen" kann, vor allem, da ich sie für meine Balkonsternwarte einsetzen möchte.

Nun, beim dritten Versuch war ich wohl erfolgreich, allerdings benötigte ich relativ viel Zeit und noch mehr Geduld dafür. Ich denke, der Ansatz alles Spielfrei zu machen war mein größter Irrtum, besser ist es wohl, einen Kompromiss zwischen Spiel und Leichtgängigkeit zu finden.

 

Wichtig ist meiner Meinung nach, beim Zusammenbau geduldig zu sein und sich dabei Zeit lassen. Ich habe stundenlang getüftelt, bis ich die richtige Distanzscheiben-Kombination für beide Achsen herausgefunden habe. 

 

Das Geheimnis der Distanzscheiben ist, dass man bei beiden Achsen exakt so viel unterlegen sollte, damit die Zahnräder und Schnecken zentriert sind. Die Schrauben am Ende der Achsen zieht aber nur so fest, bis die Achsen ein möglichst geringes axiales oder radiales Spiel haben. 

 

Wobei ich aufgrund von vermutlichen Fertigungstoleranzen annehme, das jede Montierung eine andere optimale Kombination besitzt. 

 

 

Ich begann bei der Stundenachse, für die ich auch einen Motorantrieb besitze. 

 

Die StundenachseDie Stundenachse

 

In diesem Bild kann man auch sehr gut die neue Klemmscheibe aus Messing erkennen, die mir (wieder einmal) mein lieber Freund Eduard angefertigt hat. Eigentlich plante ich eine Bremsbacke ebenfalls aus Messing mit ein, allerdings unterlief mir dabei ein Denkfehler: Falls man die Klemmschraube zu weit herausdreht, verliert die Backe den Halt, und "schwimmt" frei um die Klemmscheibe. Somit wird nun weiterhin mit einer Schraube direkt auf die Klemmscheibe gedrückt, die aber im Vergleich zur Kunststoffscheibe um ein Vielfaches robuster ist, wie man im Bild sehen kann.

Die neue KlemmscheibeDie neue Klemmscheibe

 

Beim Zusammenbau der Stunden-Achse habe ich die schicke Ziermutter durch eine selbstsichernde Mutter ersetzt. Diese verhindert ein Lösen effektiver, als es eine einfache Mutter könnte.
Ziermutter gegen selbstsichernde Mutter getauschtZiermutter gegen selbstsichernde Mutter getauscht

 

Da sich die Mutter mit der Achsen mit dreht, hielt ich einen gute Fixierung für sinnvoll. Diese wird mit Gefühl angezogen. Die Achse darf nun mit und ohne angezogener Klemmung (fast) kein axiales Spiel haben, sollte sich aber relativ leicht drehen lassen.

Die mitdrehende FixiermutterDie mitdrehende Fixiermutter

 

Nach dem die Welle axial justiert war, kam als nächstes das Schneckenrad-Gehäuse an die Reihe. Vor dem Zusammenbau fettete ich das Zahnrad mit einem Hochleistungsfett sparsam ein. Ich ersetzte die Schrauben, die Beilagscheibe und den Sicherungsring durch höherwertige Teile. Für einen optimalen Halt ist die Reihenfolge Wichtig: zuerst den Sicherungsring und danach die Beilage auf die Schraube schieben.

Beilagscheibe und Sprengring für das Schneckenrad GehäuseBeilagscheibe und Sprengring für das Schneckenrad Gehäuse

 

Vor dem Festschrauben des Schneckenradgehäuses wurde geprüft, ob die Schnecke und das Schneckenrad mittig ineinander greifen.

Zentrierung von Schnecke und SchneckenradZentrierung von Schnecke und Schneckenrad

 

Nun zog ich beide Schrauben leicht an, so dass ich das Schneckenradgehäuse mit leichtem Druck gerade noch parallel ausrichten konnte. Danach wurden die Schrauben entgültig festgezogen. Da leider keine Prüföffnung vorhanden ist, musste der optimale Abstand zwischen Schnecke und Schneckenrad durch mehrmaliges verschieben des Gehäuses ermittelt werden. Wichtig war für mich auch, das Gehäuse nicht zu stark in Richtung Zahnrad zu drücken, da ich feststellen musste, dass entweder das Zahnrad nicht zentrisch ist oder die Welle verbogen ist. Ich dreht mehrmals bei der Justage das Zahnrad (mit der biegsamen Welle) um 360° und stellte dabei fest, dass der Antrieb immer an der gleichen Stelle extrem schwergängig wurde. Außerdem vermute ich, dass das Gehäuse beim Festziehen verspannt wird, so dass sich der Druck auf das Zahnrad ändert.

Ist der Abstand zu groß, kann der Achskörper bei angezogener Klemmung mit der Hand leicht zwischen den Zahnflanken radial hin und her bewegt werden. (Es klachelt, wie wir Steirer sagen.) Man spürt übrigens das Zahnflankenspiel relativ rasch, wenn man mit der biegsame Welle je eine Vierteldrehung in beide Richtungen macht. Mit Gegengewicht (ohne weitere Optik, sozusagen extrem belastet) ist kein Spiel bemerkbar, ohne Gewicht ist bei meiner Einstellung ein Flankenspiel von ca. +- 1/4 Umdrehung vorhanden.

 

Die Ungenauigkeit durch die Zahnflanken kompensiere ich, in dem ich die Balance mit dem Gegengewicht leicht "verstimme", so dass durch das Gewicht die Zähne immer in einander greifen.


Zusätzlich wurde geprüft, ob die Achse der Schnecke spielfrei ist. Wackelt die Achse im ausgebauten Zustand ist eine Justage nötig. Dazu muss man die Überwurfmutter lösen, und kann danach mit einem kleinen Schraubendreher die innere geschlitzte Mutter nachdrehen. Diese sollte nicht zu stramm angezogen werden, vor allem, da man mit der äußeren Mutter auch die innere etwas mit anzieht. 



Noch einmal zusammenfassend die Prüfung der Achsen in axialer und radialer Richtung.

Prüfung der Achsen in axialer und radialer
RichtungPrüfung der Achsen in axialer und radialer Richtung

 

Die Deklinationsachse wurde analog zur Rektaszensionsachse justiert. Das bedeutete für mich, solange zusammenbauen und zerlegen, bis die Achse axial und radial spielfrei waren :-)

Die zerlegte DeklinationsachseDie zerlegte Deklinationsachse

 

Zuvor prüfte ich noch den Sitz der selbst sichernden Mutter am Ende der Achse.

Prüfung der MutterPrüfung der Mutter

 

Diese Achse ließ sich etwas leichter einstellen, da die große Mutter die auch die Gegengewichtsstange aufnimmt, mit der Hand angezogen werden kann. Durch das Ausüben von Zug und Druck auf die Achse (mit der Hand) kann man auch hier feststellen, ob die Welle axial spielfrei ist. Ich habe dabei etwas strammer justiert, da diese Achse keine Motorantrieb besitzt und bei Bedarf ausschließlich mit der biegsamen Welle verstellt wird.

Als die Achse kein Spiel mehr hatte, wurde die Mutter mit drei 120° versetzten Gewindestücken mit Inbusaufnahme (Madenschrauben) fixiert. Ich empfehle, alle drei Schrauben zunächst nur locker einzudrehen, bis man einen Gegendruck spürt. Danach langsam und gleichmäßig nacheinander den Druck bei allen drei Schrauben erhöhen, bis alle Schrauben fest sind. Ich machte die Erfahrung, dass ein ungleichmäßiger Druck die Delklinationswelle verbog, und dadurch die Kombination Schnecke / Schneckenrad nicht mehr rund lief.

Position der Gewindestücke (Madenschrauben)Position der Gewindestücke (Madenschrauben)

 

Immer wieder wurde das Schneckenrad um eine Umdrehung nachgedreht, um damit den Leichtlauf zu prüfen.
Die Achse der Schnecke wurde gleich wie die bei der Rektaszensionsachse eingestellt.

Nach ca. 6-7 Stunden "tüfteln" war meine Montierung wieder zusammengebaut.

 

 

 

Beim elektrischen Antrieb für die Astro-3 Montierung war leider keine Beschreibung dabei, so dass mir die Montage nicht sofort klar war. Auf einigen Webseiten wird beschrieben, dass der Motor von unten an das Zahnrad angebaut werden sollte. Das war mir zu unsicher, ich baute den Entkuppel-Hebel ab und verlängerte die Stahlfeder, damit nun ein leichter Druck von oben auf das Zahnrad aufgebracht wird. (Ich gestehe, dass ist nicht meine Idee, ich sah diese Lösung schon einmal, leider weiß ich nicht mehr wo.)

Montage des Motors für die StundenachseMontage des Motors für die Stundenachse

 

 

 

Danksagung an all jene, die mich durch ihre Berichte zum Umbau ermutigt haben, sie waren eine große Hilfe.

Thomas Brüll aka "binoviewer": http://www.binoviewer.at/teleskoptuning.htm

"deepskybrothers": http://www.deepsky-brothers.de/LIDL%20Skylux%2070-700.htm

Bernd Kruse: http://deepsky.de/modules.php?name=News&file=article&sid=248"

Uwe Grün aka "Probedriver" http://www.xeroweb.de/space/index.html

Markus Langlotz http://mitglied.lycos.de/ntlpages/optimus.htm

Ekkehard Grohs aka "pteng" http://www.pteng.de/astro/lidl/frame_r.htm

 

Im Zuge der Vermessung des periodischen Fehlers meiner EQ-6 werde ich auch die Astro-3 prüfen. Ein Bericht dazu wird später folgen.

Im Frame gefangen? Klicken Sie hier um zur Hauptseite zu gelangen. 

© 2005 Armin P. Pressler