5. und 6.
April 2007
Die Galaxien M81 &
M82 (der Saturnbericht
ist weiter unten)
Eigentlich wollte ich an diesem (Oster-)Wochenende noch einmal so
richtig den Planeten Saturn jagen und dabei das relativ gute
Planetenwetter (leicht dunstig, recht gutes Seeing aber leider auch ein
relativ heller Himmel) ausnutzen. Da ich aber auch meinen
Semi-Crayford
Okularauszug weiter optimieren musste weil ich bei der
Mondfinsternis im März
mit meiner dSLR nicht in den Fokus kam, probierte ich die Nikon D100
eigentlich nur aus Jux an M81 und M82 aus.
Aufsuchkarte
für
M81 & M82 (klicken für großes Bild)
Ich erwartete mir bei 1200 mm Brennweite bei meiner zu dem
noch sehr ungenauen Poljustage meiner Montierung, keine berauschenden
Ergebnisse. Ich war ziemlich verblüfft, als ich mir die erste
30
Sekunden lange Belichtung am Notebook-Bildschirm ansah: Es waren
keinerlei Strichspuren oder große Abweichungen an den Sternen
zu
erkennen! Möglicherweise sind die Sterne etwas
stärker "aufgebläht" im Vergleich zu einer exakt
nachgeführten Belichtung, aber auch die 120 s lange
Einzelbelichtung zeigt die gleichen
Sternabbildungen.
In der Literatur ist zu lesen, dass in Zenitnähe eine Brennweite
von
300 mm nur ca. eine 2 Sekunden lange Belichtungszeit erlaubt (ohne
Nachführung), um runde Sternabbildungen zu bekommen (Z. B. "Tipps
& Tricks für Sternenfreunde", Paech & Baader, 2. Auflage,
Tabelle 10, Seite 174: 1000 mm Brennweite bei Deklination 70° 0,4 s
(!) für punktförmige Abbildungen).
Die beiden Galaxien sind ebenfalls sehr zenitnah (Deklination ca.
70°) wie man in der
Aufsuchkarte gut erkennen kann, aber durch die mäßige
Justage und
auch den sehr großen
periodischen Fehler der
Montierung
trotzdem runde Sternabbildungen zu erhalten, hat mich doch sehr
erstaunt.
Da ich durch die Fernsteuersoftware der Kamera auf 30 Sekunden
Belichtungszeit beschränkt war, machte ich damit
ungefähr 30 Aufnahmen mit 1600 ASA. Später machte ich
noch ein paar Aufnahmen mit der Stoppuhr und einem
Drahtauslöser, allerdings hatte ich dabei das
Gefühl, dass das Anfassen des Auslösers zu
Vibrationen am Tubus führte.
Ein weiteres Problem bei dieser Art von Fotografie ergab sich
für mich durch den Wind der mein Teleskop zum Schwingen
brachte. Er kam fast immer nur dann auf, wenn der
Kameraverschluss geöffnet war :-(
Die Ankunft meines
Nachbarn mit seinem Auto bei eingeschaltetem Abblendlicht ruinierte mir
trotz aufgespanntem Blend- und Lichtschutz ebenfalls eine Aufnahme.
Zwei weitere Aufnahmen wurden zu einem Fall für den elektronischen
Papierkorb weil ich vergaß, die Montierung rechtzeitig
umzuschlagen. Dadurch stieß der Tubus an ein Montierungsbein und
erzeugte so wunderschöne Strichspuraufnahmen (Im ersten Moment
vermutete ich, dass die Kupplung der Montierung rutschte und löste
ein zweites Mal die dSLR aus, bis ich dann das Malheur erkannte).
Dadurch musste ich von den 30 Aufnahmen die Hälfte
verwerfen, aber mit den restlichen konnte ich recht gut arbeiten:
Galaxien M81 & M82
(klicken für großes Bild)
Stack von 15
Aufnahmen mit 1200 mm Brennweite mit Nikon D100 bei 1600ASA und 30
Sekunden
Belichtungszeit
Galaxie
M82
(klicken für großes Bild)
Ausschnitt des Stacks
von oben mit den gleichen Belichtungsdaten, in Photoshop
zusätzlich bearbeitet.
Ich versuchte auch die anderen Aufnahmen mit unterschiedlichen
Belichtungszeiten (von 60 s bis zu 120 s) zu überlagern,
allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Ich hatte zu
wenige Bilder gemacht und beim Rest gab es fast die gleiche
Ausschussquote wie oben. Durch die hohe Bildempfindlichkeit
von 1600 ASA war ich aber auf eine relativ große Anzahl von
Bildern angewiesen, um das Rauschen durch Überlagerung der
Aufnahmen zu vermindern und gleichzeitig auch die Dynamik zu
erhöhen. Interessanterweise ist das Rauschen auf meinem
kalibrierten 21" Röhrenmonitor fast unsichtbar, auf einem
Notebookmonitor (unkalibriert) aber durchaus stärker
ausgeprägt...
Ich machte (leider) nur 2 Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von ca.
120 Sekunden bei 1600 ASA mit Hilfe des
Drahtauslösers.
Keine
Strichspuren bei 120s
Belichtung (klicken für großes Bild)
Allen Aufnahmen ist ein Newton-Teleskop bedingtes ausgeprägtes
Koma gemein, da ich bei meinen "Jux-Versuchen" nicht im Traum daran
dachte, den Baader Komakorrektor einzusetzen.
Ich vermaß vor einigen Wochen den
PEC meiner
Montierung am
Stern "Spica" und konnte die Einschätzung des Vorbesitzers
bestätigen: ca. ± 40 Bogensekunden. Allerdings scheint mir
der
Fehler sehr gleichförmig, so dass ich noch Hoffung habe,
diesen mit neuen Getrieben und einem Autoguider doch drastisch
verringern zu können.
Periodischer
Schneckenfehler der Montierung (klicken für großes
Bild)
Als
Fazit kann ich nur
anmerken, dass ich mich viel zu spät
traute, mit der dSLR nicht nur auf Sonne und Mond zu zielen, sondern es
auch einmal "hinter" dem Sonnensystem zu versuchen. Eigentlich sprach
alles gegen brauchbare Aufnahmen, trotzdem bin ich mit dem
Ergebnis hoch zufrieden!
Saturn
Der Hauptgrund für diese
Spechtelnacht war eigentlich der Ringplanet. Ich wollte wieder einmal
ein paar WebCam-Aufnahmen vom zweit größten Planeten unseres
Sonnensystems machen.
Dabei dürfte ich hier schön langsam an die Grenzen meines
Equipments, meiner momentanen Bildbearbeitungstechnik und des
Astrowetters stoßen.
Ich habe daher auch (unbewusst?) weniger Filme gemacht als in
den Nächten zuvor. Dafür probierte ich
unterschiedliche Einstellungen und Filter (IR-Sperr, IR-Pass und keinen
Filter) aus. Ich probierte die 2 MPixel WebCam von Trust bei
voller (1280 x 1024 Pixel)
und
bei reduzierter Auflösung (1024 x 768 Pixel)
aus.
Für meine aktuellen astronomischen (Foto-)Fertigkeiten und das
im Moment verwendete Equipment erreiche ich mit einer sehr gut
fokussierten AVI-Filmaufnahme mit 1000 Bildern das beste Ergebnis. Die
zusätzlich für den Luminanz Kanal geplanten Aufnahmen
ohne bzw. mit dem IR-Passfilter brachten keine bessere
Bildqualität.
Die beiden Filme mit der Trust-Webcam konnte ich auf Grund der vielen
"dropped frames", trotz der nachgerüsteten USB2 Schnittstelle
am Notebook, mit keiner mir bekannten Astro-Software bearbeiten:
Giotto, Registax und
VirtualDub
versagten leider den Dienst.
Saturn
am 5. April 2007
(klicken für großes Bild)
Ich werde weiterhin Saturn ablichten, allerdings werde ich
erhöhtes Augenmerk auf die Wetterbedingungen legen, um dadurch
meine Bilder vom Ringplaneten qualitativ zu verbessern.